Einen ähnlichen Boom wie in den 20er Jahren erlebte die US-Wirtschaft am Ende des 20. Jahrhunderts. Der Aktienboom der Roaring Nineties hat sich am Ende als Blase erwiesen-
Was ist schief gelaufen?
Für Stiglitz sind Aufstieg und Fall der New Economy ein Beispiel für das Versagen eines sich selbst überlassenen Marktes. Staatliche Regulierungen sollen helfen, den Missbrauch von Marktmacht zu begrenzen. Anleger sollen sich auf ihre Interessenvertreter verlassen können.
Am Fall Enron zeigt Stiglitz, woran die Lehre von den reinen Märkten kränkelt: Verfälschte Anlegerinformationen und Anreize zur illegalen Bereicherung von Managern und Banken. Selbstkritisch stellt er aber auch über seine eigene Arbeit als Clinton-Berater fest: „Wir haben weniger gegen die ungleiche Vermögensverteilung innerhalb der amerikanischen Gesellschaft getan, als wir hätten tun können.“
Stiglitz propagiert demokratischen Idealismus. Der Staat sorgt für Gerechtigkeit, für Stabilität und fördert fairen, profitablen Wettbewerb. Statt eines Defizitabbaus empfiehlt er als überzeugter Keynesianer konjunkturfördernde Ausgabenerhöhungen, Arbeitnehmerschutz und Ausbau der Sozialsysteme.
Das Buch des Nobelpreisträgers ist nicht nur für den interessierten Normalverbraucher interessant – es ist auch unseren Politikern zu empfehlen..
Der Autor
Joseph E. Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Von 1995–1997 war Stiglitz Vorsitzender des Sachverständigenrats für Wirtschaftsfragen von Präsident Clinton. Anschließend war er von 1997–2000 Vizepräsident der Weltbank. 2001 wurde er mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.
Joseph E. Stiglitz: „Die Roaring Nineties. Der entzauberte Boom“
Siedler Verlag 2004, 352 Seiten, ISBN: 3-88680-807-6
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