Kenichi Ohmae: Was kommt nach der Globalisierung?

Jochen Treuz, 14. April 2022

Rezension

Für den Autor ist die Globalisierung kein Zukunftsschlagwort sondern bereits Gegenwart und folgerichtig befasst sich auch das Buch mit der Periode nach der Globalisierung. Ohmae kommt für sich zu dem Schluss, dass es wohl nicht mehr auf Nationalstaaten, sondern auf Regionalstaaten ankommt.

Im ersten Kapitel führt eine Reise um die Welt zu einer Bestandsaufnahme verschiedener Wirtschaftsräume. Immer wird dabei nach Ursachen für besonders gute Entwicklungen bzw. Anpassungsvorgänge gesucht, wie sie zum Beispiel in Finnland oder Irland zu finden sind. Auch Ohmae kommt am Phänomen China nicht vorbei, wobei er als Japaner einen etwas Blick auf China werfen kann, bzw. Parallelen mit der japanischen Entwicklung Anfang der 70er-Jahre sucht.

Interessant ist seine Zeitrechnung, die mit dem Auftreten von Bill Gates zu Beginn der 80er Jahre beginnt. Anschließend beurteilt der Autor ältere und auch aktuelle Wirtschaftstheorien auf ihre Brauchbarkeit in der heutigen nicht nur dynamischen sondern schon eher turbulenten Zeit. 

Ohmae kommt für sich zu dem Schluss, dass es wohl nicht mehr auf Nationalstaaten, sondern auf Regionalstaaten ankommt. Ein gutes Beispiel für die praktisch wahrnehmbaren Veränderungen ist die Tatsache, dass man mit seinem Kredit überall auf der Welt in der jeweiligen Landeswährung bezahlen kann, ohne vorher seine Heimatwährung entsprechend wechseln zu müssen. Damit ist den Regierungen jeder Einfluss über Wechselkursgestaltungen in der Realität genommen.

Weiter geht es im Buch um die Entwicklung der Online-Plattformen, die einen weltweiten Austausch von Gütern und Dienstleistungen ermöglicht. Durch das weltweite Internet ist so das problemlose Outsourcing von Dienstleistung von der Buchhaltung bis hin zu Forschungsprojekten ohne große Transaktionskosten möglich. Aus dieser Sicht lässt sich auch der unaufhaltsame Aufstieg Indiens als weltweite Dienstleistungsregion leicht verstehen. Unternehmen können unter diesen Bedingungen nur durch ständige Innovation verbunden mit deutlich weniger Hierarchieebenen überleben.

Zum Schluss beschreibt der Autor die Regionen, wo seiner Meinung nach die wesentlichen wirtschaftlichen Entwicklungen stattfinden werden.

Das Buch ist kein Handbuch für Praktiker und auch kein unterhaltsames, leicht lesbares Buch über Volkswirtschaftslehre. Es viel mehr ein Buch, das umfassend die alten Lehren in Frage stellt, und dabei auch theoretische Konzeptionen entwirft, die nur zum Teil mit praktischen Handlungsanweisungen unterlegt sind. Trotzdem ein lesenswertes und interessantes Buch.

Der Autor
Der Japaner Kenichi Ohmae ist promovierter Nuklearwissenschaftler und wird von „The Economist“ zu einem der fünf wichtigsten Management-Gurus gezählt. Er ist Regierungsberater und war über zwanzig Jahre für McKinsey tätig, zuletzt als Leiter der Japan-Niederlassung.

Kenichi Ohmae: Was kommt nach der Globalisierung?
Econ, 2006, 400 Seiten, ISBN: 3-430-17276-4

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